In Österreich hat sich die Fortbestehensprognose mittlerweile als das Instrument etabliert, mit dem die Sanierungsfähigkeit von Unternehmen in der Krise dargelegt bzw. beurteilt wird. Wir haben in unseren Newslettern Q1 und Q2 herausgearbeitet, welche Probleme und Schwächen wir in unserer täglichen Praxis sehen und daraus Empfehlungen für Unternehmer abgeleitet.
Dabei haben wir die Frage aufgeworfen, wer das Geld in die Hand nimmt um eine erfolgsversprechende aber natürlich mit Unsicherheiten belastete Unternehmenssanierung zu finanzieren und dies mit dem Begriff der Sanierungswürdigkeit in Verbindung gebracht. Sanierungswürdigkeit ist immer subjektiv zu beurteilen und ist dann gegeben wenn die Sanierung aus dem Blickwinkel einer betroffenen Partei Sinn macht. Erfolgsversprechend sind ausgewogene Sanierungskonzepte.
Wir gehen in diesem Beitrag und folgenden Beiträgen auf die Perspektive der Eigenkapitalgeber ein und nützen anerkannte Methoden der Unternehmensbewertung um die Sanierungswürdigkeit aus deren Sicht zu beurteilen. Für Eigentümer stellt sich die Frage ob es Sinn macht noch zusätzliche Mittel (in die unsichere Sanierung des eigenen Unternehmens) zu investieren.
Man benötigt folgende Informationen:
- Unternehmenswert ohne Zusatzfinanzierung (UWoZ)
- Höhe der Zusatzfinanzierung (Z)1
- Unternehmenswert mit Zusatzfinanzierung (UWmZ)
Wenn sich aus der Zusatzfinanzierung ein positiver Mehrwert (MW) ergibt, dann macht die Finanzierung aus Sicht des Eigentümers (grundsätzlich rechnerisch) Sinn.
Formel: MW = UWmZ – UWoZ – Z
In höchstem Maße bewertungs- und entscheidungsrelevant ist die Frage der Überlebenswahrscheinlichkeit der Unternehmen. Zusätzliche liquide Mittel senken das Risiko zahlungsunfähig zu werden. Eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit grundsätzlich sanierungsfähiger Unternehmen steigert die Wahrscheinlichkeit auf künftige positive, bewertungsrelevante Cash-Flows und somit den Unternehmenswert mit Zusatzfinanzierung
Im Interesse des Eigentümers ist jeweils zu kritisch zu hinterfragen, ob der ermittelte Mehrwert tatsächlich sein Empfinden der Vorteilhaftigkeit der Sanierungsfinanzierung widergibt. Je höher der notwendige Zusatzfinanzierungsbedarf der gemäß der Fortbestehensprognose vom Eigentümer aufzubringen ist im Vergleich zur Restvermögensposition des Eigentümers ausfällt desto eher muss zusätzlich zur obigen Formel die Frage der Erfolgswahrscheinlichkeit der Sanierungsstrategie thematisiert werden: Reicht aus Sicht des Eigentümer tatsächlich eine überwiegende Erfolgswahrscheinlichkeit aus? Ist es aus Sicht des Eigentümers akzeptabel, dass das Unternehmen trotz all der Sanierungsbeiträge möglicherweise nur mit knapp mehr als 50 % Wahrscheinlichkeit die Krise überstehen wird?
Um die notwendigen Entscheidungsgrundlagen berechnen zu können bedarf es der Anwendung simulationsbasierter Bewertungsmodelle2. Mit derartigen Systemen ist es möglich die Erfolgswahrscheinlichkeit von Sanierungsstrategien planungskonsistent abzuschätzen.
Regelmäßig kommt man in Fallkonstellationen in denen
- grundsätzlich Sanierungsfähigkeit des Unternehmens gegeben scheint
- die Sanierung jedoch einen nicht unwesentlichen zusätzlichen Finanzierungsbedarf erfordert
- der von den bestehenden Banken und Eigentümern nicht aufgebracht wird
zur Erkenntnis, dass es alternativer Finanzierungslösungen bedarf.
In unserem nächsten Newsletter werden wir explizit das Thema der Investorensuche im Rahmen von Unternehmenssanierungen behandeln.
Autoren:
Martin Buchegger – Advicum Consulting GmbH
Martin Keitel – Advicum Consulting GmbH
_____________________