MIPIM 2014 – viel Sonne und viel Bewegung
Cannes/Wien – Auch die diesjährige MIPIM konnte ihren Ruf als weltgrößte Immobilienmesse bestätigen. Stolz wurde das 25 jährige Jubiläum gefeiert und Aussteller aus 80 Ländern haben ihre Projekte und Dienstleistungen wieder beeindruckend präsentiert. Doch was sind die wesentlichen Erkenntnisse? Unser ganz persönlicher Eindruck lässt uns nicht ganz ohne Sorge auf die weitere Entwicklung der Branche blicken. Vor diesem Hintergrund haben wir uns auch entschieden nicht nur die positiven Seiten der Märkte wie Stabilisierung, erhöhte Transaktionsaktivitäten und gutes Marktumfeld – insbesondere in Deutschland – niederzuschreiben und zu kommentieren, sondern viel mehr noch die etwas andere Seite des Marktes aufzugreifen und kritisch zu hinterfragen. Vier wesentliche Punkte wollen wir hier kurz aufgreifen und aus unserer Sicht kommentieren:
1. Konsolidierung des Deutschen Dienstleistungsmarktes
Bewegung ist im Markt. Der deutsche Dienstleistermarkt hat – aus verschiedenen Gründen – Fahrt aufgenommen. Dienstleister aus den unterschiedlichen Bereichen Asset-Property-Facility Management werden derzeit aktiv im Rahmen von M&A Aktivitäten nachgefragt oder aber auf dem Markt angeboten. Parallel dazu erweitern sich deutsche Dienstleister im Ausland und versuchen so neue Märkte besser zu erschließen. Der Kampf um die Marktvorherrschaft hat begonnen. Advicum wird zeitnah eine detaillierte Analyse zu den Trends und Auswirkungen veröffentlichen.
2. Keine einheitlichen Leistungsstandards im Deutschen Dienstleistungsmarkt
Die großen Immobilienbesitzer, die über milliardenschwere und bundesweit gestreute Portfolien verfügen, klagen nach wie vor über die fehlenden Standards und Mindestqualitäten vor allem im deutschen Property Management Markt. Kein neues Thema wird sich nun jeder sagen. Doch wie lange schaut die Branche noch zu? Die Positionen sind bezogen. Die Dienstleister wollen erst mehr Geld um anschließend die geforderte Qualität zu liefern. Die Auftraggeber fordern erst die richtige Qualität bevor sie bereit sind für diese Leistungen mehr zu bezahlen. Sind wir schon „schachmatt“? Bei weitem nicht. Es ist wie mit so vielen Dingen: „Es gibt nichts Gutes außer man tut es!“ Vor diesem Hintergrund wurde die Thematik einer selbstauferlegten Zertifizierung diskutiert. Die führenden Dienstleister sind gefragt sich mit ihren Auftraggebern an einen Tisch zu setzen und nun endlich konkrete Schritte im Sinne einer bundesweiten Zertifizierung zu gehen. Hier geht es in erster Linie darum konkrete Maßnahmen zu definieren wie ein mögliches Zertifizierungssystem aussehen kann. Welche Partner werden benötigt? Wie kann ein mittelfristiger Weg aufgezeigt werden? Wie kann durch den Einsatz der unterschiedlichen Beteiligten (Auftraggeber, Auftragnehmer, Verbände und Ausbildungsstätten) ein Gesamtpaket geschnürt werden, das die Qualität der geforderten Leistungen definiert und vor allem optimiert ?
3. Anzeichen der nächsten Krise
Gespannt hat man sich auch mit der Frage auseinandergesetzt, ob die gesamte Branche schon wieder auf die nächste Krise zusteuert. Die Meinungen gehen gerade bei diesem Thema auseinander. Unterschiedliche Märkte und unterschiedliche Sektoren müssen sicherlich auch unterschiedlich bewertet werden. Es gibt immer Märkte, Sektoren und Lagen, die per se funktionieren. Die spannende Frage ist, was geschieht im großen Umfeld. Überall gibt es „Silberstreifen am Horizont“. Vermeintlich kritische Märkte werden plötzlich wieder attraktiv: Spanien und Italien beispielsweise. Haben sich die Märkte wirklich verbessert oder werden die Investoren einfach wieder risikofreudiger? Manche müssen schon wieder mehr Risiko nehmen, um das vorhandene Geld in den Markt zu bringen.
Auf der anderen Seite werden bereits wieder oder immer noch Kreditportfolios veräußert – häufig an internationale Investorengruppen – die zumindest auf den ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit mit den Produkten von 2008 haben. Es beginnt klein mit ein paar hundert Millionen. In Hintergrund werden jedoch schon wieder milliardenschwere Pakete geschnürt, die nur darauf warten, dass sie an den Mann gebracht werden. Was dies für die weitere Entwicklung der Branche und vor allem deren Glaubwürdigkeit bedeutet, weiß derzeit wohl niemand. Vielleicht haben alle zusammen diesmal ein wenig mehr Glück und der eingeschlagene Weg führt zum Ziel. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein würden wir alle mit den bekannten und teilweise verheerenden Folgen leben müssen. Doch wie häufig haben die einzelnen Staaten die Kraft milliardenschwere Ausfälle zu verkraften? Derzeit wäre auch kaum vorstellbar, dass diese Entwicklungen nochmals verarbeitet werden könnten, da schlichtweg die Altlasten noch so groß sind, dass keine neuen Kräfte und Mittel zur Verfügung stehen.
FAZIT: Das Wetter und die Stimmung waren durchaus gut und positiv, die alles entscheidende Frage, die gestellt werden muss, ist: „Wie lange scheint die Sonne bevor die ersten Wolken aufziehen werden und wann kehrt der Sturm zurück?“