Private Equity – ein nach wie vor heiß-diskutiertes Thema im Fertighausmarkt. Sind Private Equity Investoren Fluch oder Segen? Bedeutet der Einstieg eines Investors automatisch den Untergang des Unternehmens? Im nachfolgenden Artikel werden wir auf diese Fragestellung eingehen und zeigen, worauf es im Fertighausmarkt im Umgang mit Private Equity Investoren ankommt.
Fertighausmarkt – ein Markt in Bewegung
Die Fertighausmärkte in Österreich und Deutschland sind seit Jahrzehnten zutiefst national geprägt: Flächendeckend wuchsen lokal starke Zimmereien sukzessive zu etablierten und teilweise großen mittelständischen Betrieben mit internationaler Ausrichtung heran. Wie in jedem Markt, gibt es auch in diesem nach einer langen Phase des Wachstums eine anhaltende Konsolidierung. Diese hält nun seit vielen Jahren an und führt einerseits dazu, dass große Unternehmen kleinere aufkaufen, bzw. kleinere Unternehmen zunehmend unter (Kosten-)Druck geraten und vom Markt verschwinden. Wie immer, wenn Märkte in Bewegung sind, werden auch professionelle Finanzinvestoren aufmerksam und erkennen Potenziale in diesen Märkten, die sie nutzen wollen.
Die erste PE Welle
Als einer der ersten Finanzinvestoren im österreichischen Fertighausmarkt agierte vor einigen Jahren das britische Private Equity Haus HIG Capital (HIG): HIG hat ab dem Jahr 2010 die erste Welle an Zukäufen im Fertighausmarkt initiiert – und nach einigen Akquisitionen im stark fragmentierten Markt diese Strategie bald wieder verworfen. Es schien, als verfolge HIG eine Value Strategie, deren Erwartungen sich nicht mit dem tatsächlichen Marktverlauf deckten. Entsprechend bald kam „das Aus“ der Strategie und das damit verbundene Desinvestment. Diese Vorgehensweise ist nicht ungewöhnlich, wenn Private Equity Investoren einen Markt erschließen: Sie sind schließlich keine Insider und lernen mit jedem Schritt im Markt die jeweiligen Usancen kennen. Die Zielsetzung eines Finanzinvestors ist im Gegensatz zu „konventionellen“ Marktteilnehmern ausschließlich die Maximierung der Rendite des eingesetzten Kapitals. Die damit verbundene Vorgehensweise sorgt immer wieder für Irritationen bei anderen Marktteilenehmern: Qualitätsführerschaft, Größe oder der Anspruch nachhaltige Produkte zu erzeugen, sind aus Sicht des Investors schließlich nur dann sinnvoll, wenn sie zur Hebung von Wertsteigerungspotenzialen führen. Oftmals ist aber das Gegenteil der Fall: Wertsteigerungspotenziale, die in einem möglichst kurzen Zeitraum realisiert werden können, führen zu den bekannten Maßnahmen, denen viele Finanzinvestoren ihr schlechtes Image verdanken: Personalkostensenkungen (also Personalabbau), Lieferantenwechsel (also günstigeres Material), Nutzung der Leverage (Anhebung der Verschuldung, dadurch höhere Zinszahlungen) etc.
Die zweite PE Welle
Trotz des mangelnden Erfolgs der Investmentstrategie von HIG im Fertighausmarkt bleibt doch ein wesentlicher Aspekt: Der Weg war bereitet, der Markt also offen für Private Equity Investoren. Insbesondere in den letzten 2 Jahren gab es einige Transaktionen branchenferner Investoren, die ebenfalls Potenziale im Markt sehen. Im Gegensatz zur ersten Investitionswelle von HIG wurden größere Unternehmen erworben. Insbesondere der deutsche Investor Adcuram ist mit dem Erwerb von Bien-Zenker als auch von Hanse Haus zwei größere Beteiligungen im Markt eingegangen.
Warum Ausfall nicht gleich Ausfall ist
Ein häufiges Klischee in Verbindung mit Private Equity Investments ist, dass nach Übernahme eines Unternehmens durch einen Finanzinvestor häufig die Pleite folgt. Die Schuld für diesen Umstand wird dann meistens beim aggressiven Gebaren des Investors gesucht, der die Verschuldung des Unternehmens nach oben treibt, um seine eigene Rendite zu maximieren. Dass der Investor bei einer Insolvenz auch teures, ihm anvertrautes Eigenkapital verliert, lassen viele Kritiker dabei gerne außer Acht. Meistens gehen Unternehmen nicht in die Insolvenz, weil ein Private Equity Investor eingestiegen ist, sondern obwohl. Der Einstieg der Private Equity Investoren erfolgt häufig in sehr schwierigen Geschäftsphasen. Die Unternehmen haben viele Verlustjahre hinter sich und werden in einem sehr schlechten „Gesamtzustand“ übernommen. Allein der Einstieg der neuen Eigentümer und die Einleitung von Sofortmaßnahmen ermöglichen es vielen Unternehmen wieder an Stabilität zu gewinnen. Gelingt es dem Investor jedoch nicht, zuvor identifizierte Wertsteigerungspotenziale raschest möglich zu realisieren, ist die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns hoch. Das ist jedoch keine exklusive Angelegenheit vom Private Equity Geschäft – so geht es jedem Unternehmer, der ein Unternehmen in einer Krisensituation erwirbt.
Fazit
Private Equity im Fertighausmarkt bedeutet also keineswegs Risiko für die Marktteilnehmer, sondern Chancen. Diese Chancen haben aber nur Unternehmen und Unternehmer, die aktiv, mutig und vorausschauend agieren. Alle Marktteilnehmer sind gefordert sich aktiv mit der neuen Situation auseinanderzusetzen und für sich die richtigen Entscheidungen zu treffen. Hierbei geht es insbesondere darum sein eigenes Unternehmen, seine Mitbewerber und seinen Markt zu verstehen und die wesentlichen Schritte zu setzen um mit oder ohne Investor erfolgreich zu sein. Andere Branchen haben gezeigt, dass der Einstieg von Private Equity Investoren positive Effekte auf die Innovationskraft und die Leistungsfähigkeit der einzelnen Unternehmen bewirken kann. Neue Spieler im Markt verlangen auch neue Spielzüge. Am Ende des Tages muss jeder Unternehmer seine „Hausaufgaben“ machen und sich auf die neue Situation einstellen. Insbesondere die Auswahl und der Umgang mit den neuen Partner bzw. Investoren muss gut vorbereitet und überlegt sein. Die richtige Auswahl und eine klar strukturierte Zusammenarbeit bis hin zu einem möglichen Exit bilden für viele Unternehmer einen einmaligen Schritt.
Anders gesagt: Wer sein Unternehmen im Griff hat, muss den Markt nicht fürchten!