▪ „Besser Wohnen“ rückte in der Krise in den Fokus
▪ Smarte Bau- und Wohnkonzepte gefragt
▪ Nachhaltigkeit gewinnt weiter an Bedeutung
Positive Perspektiven sieht die Wiener Unternehmensberatung Advicum Consulting für den Fertighausmarkt nach der Corona-Krise. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Fertighaus-Hersteller den drei großen Megatrends in vollem Umfang gerecht werden: modulare Individualisierung, smarte Convenience und konsequente Nachhaltigkeit. „Das Bewusstsein für die Bedeutung des Wohnens ist während der Krise deutlich gewachsen. Das fördert, ebenso wie die günstige Zinssituation, die Bereitschaft vieler Haushalte zu Bauinvestments, zugleich sind aber die Qualitätsansprüche hoch“, betonte Advicum Equity-Partner Daniel Knuchel anlässlich der Präsentation der aktuellen Marktanalyse. Ein erheblicher Unsicherheitsfaktor bleibe freilich die konjunkturelle Entwicklung der kommenden Monate und Jahre.
Modulare Individualisierung
Steigende Nachfrage und damit steigende Preise prognostiziert Advicum vor allem für ländliche Gebiete. Homeoffice und Teleworking-Möglichkeiten, die sich in der Krise bewährt haben, verlocken viele Menschen aufs Land zu ziehen, während der Bevölkerungszuwachs in den Großstädten primär von internationaler Zuwanderung getragen wird. Hauskäufer wissen die Vorzüge der Fertigbauweise immer mehr zu schätzen, wie die Marktentwicklung zeigt. „Der zunehmenden Individualisierung aller Lebensbereiche und damit auch des Wohnens kann die Fertighausindustrie flexibel und kostengünstig gerecht werden, der hohe Grad der Vorfertigung sichert dabei die Qualität“, so Knuchel. Grundrisse und Multifunktionsräume für variable Nutzung können mit einfachen baulichen Maßnahmen an neue Lebenssituationen angepasst werden.
Usability is King
Standen früher Designaspekte im Mittelpunkt, so heißt es heute „Usability is King“, wie die Advicum Analyse zeigt. Smart Home-Lösungen werden dementsprechend zu essentiellen Bestandteilen künftiger Bau- und Wohnkonzepte. Immerhin benutzt bereits jeder zweite Haushalt in Österreich Smart Home-Geräte, wie Studien ermittelten. Zur Customer Convenience zählen auch „Intelligente Fassaden“, die zugleich dem rasant wachsenden Nachhaltigkeits-Bedürfnis vieler Menschen entsprechen. Mit thermoaktiven Bauelementen, Photovoltaik und Recycling wird die Fassade zu einem ökologisch orientierten Bestandteil des Fertighauses. „Bauen nach ökologischen Maßstäben und mit natürlichen Baustoffen wird auch weiterhin an Bedeutung zulegen“, ist Knuchel überzeugt. Vorangetrieben werde dies nicht zuletzt durch eine entsprechende Förderungspolitik der öffentlichen Hand, ein nicht unwesentlicher Aspekt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Ein wichtiger Faktor für die Fertighausindustrie sei schließlich auch die demographische Entwicklung, Stichwort Silver Society“, betont man bei Advicum. Innovative Services müssen verstärkt auf eine flexible, einfache und intuitive Nutzung abzielen, neue Wohnmodelle sollten auch älteren Menschen eine selbständige Lebensführung mit hoher Lebensqualität im eigenen Heim ermöglichen.
Alle zwei Stunden wird ein Fertighaus übergeben
Insgesamt werden in Österreich derzeit rund 4.400 Fertighäuser pro Jahr errichtet, durchschnittlich wird somit etwa alle zwei Stunden ein neues Fertighaus seinen Besitzern übergeben. Der Anteil der Fertighäuser am Gesamtmarkt neu errichteter Einfamilienhäuser betrug zuletzt 27,6 Prozent. 47,8 Prozent der Fertighäuser wurden in der Ausbaustufe „Belagsfertig“ errichtet, 40,7 Prozent in der Ausbaustufe „Schlüsselfertig“. Bereits 99,6 Prozent wurden im letzten Jahr als Niedrigenergie-Häuser gebaut (Quelle: Österreichischer Fertighausverband).
Siehe auch unter: www.solidbau.at oder in den Printausgaben der Kronen Zeitung und Bauzeitung vom 18.09.2020