Es gibt viele gute Gründe eine Unternehmensbewertung vorzunehmen. Einer der wichtigsten ist der Verkauf eines Unternehmens oder Unternehmensteils, z.B. im Rahmen einer Unternehmensnachfolge. Bei jeder Bewertung kommen verschiedene Bewertungsmethoden zur Anwendung – je nach Ausgangslage (Käufer vs. Verkäufer). Die Bewertungsergebnisse und damit auch der Verkaufspreis können je nach Methode stark variieren – häufig sogar um einige Millionen Euro.
Wertetreiber kennen, Interessen berücksichtigen
Grundsätzlich sollte man bei jeder Bewertung die Berechnungsbasis, werttreibende Einflussfaktoren, sowie deren Relevanz für Unternehmen, Eigentümer und mögliche Interessenten kennen und berücksichtigen. Nur so schafft man eine für Käufer und Verkäufer hinreichende Annäherung im Verkaufsprozess.
Unterschiedliche Perspektiven – unterschiedliche Bewertungsmethoden
Zur Bewertung von Unternehmen gibt es zahlreiche – je nach Perspektive stark variierende Bewertungsmethoden. Während ein Branchenmitbewerber (strategischer Investor) eher eine unmittelbare auf Umsatz- und Marktanteil fokussierte Perspektive einnimmt, fokussiert sich ein Private Equity Fonds (Finanzinvestor) tendenziell eher auf die Finanzen und deren künftige Struktur mit Hinblick auf einen Mehrwert nach einem Zeitraum von 5 bis 7 Jahren. Entsprechend werden verschiedene Bewertungsmethoden herangezogen. Die bekanntesten und am meisten verwendeten Bewertungsmethoden bei allen Transaktionen sind die Discounted Cash Flow Methode (DCF) und die Multiplikatoren Methode (Multiples).
Methoden im Vergleich: DCF und Multiples
Bei DCF wird der Unternehmenswert anhand des Barwerts der vom Unternehmen zukünftig generierten Cash Flows berechnet. Dieses Konzept mag simpel erscheinen, jedoch kann die Datenaufbereitung in vielen Fällen kompliziert und irreführend sein und so zu Ergebnisverzerrungen führen. Zwei der wesentlichen Inputfaktoren sind die Schätzung des zukünftigen Wachstums und die Höhe des Abzinsungsfaktors.
Vereinfacht gesagt, sind die drei wesentlichen Schritte im Bewertungsverfahren:
- Bestimmung der zukünftigen freien Cashflows
- Festlegung des Abzinsungsfaktors und der Planungsperiode
- Berechnung des Barwerts und Interpretation der Ergebnisse
Im Gegensatz zum DCF liefert die Anwendung von Multiples einen Hinweis darauf, wie ähnliche Assets vom Markt bewertet werden und gibt damit eine wichtige Außensicht auf eine Branche und ein Unternehmen. Zwei Komponenten sind für eine Bewertung mit Multiples notwendig:
- Preise müssen standardisiert, also in Multiples umgerechnet werden
- Vergleichbare Unternehmen und/oder Transaktionen müssen identifiziert und berücksichtigt werden
Anschließend kann mittels Unternehmenskennzahl und passendem Multiple ein indikativer Marktwert des Unternehmens errechnet werden.
Ziel: Verlässliche Orientierung für Käufer und Verkäufer
DCF und Multiples sind in der Bewertungspraxis heute nicht mehr wegzudenken, doch sollten sie mit Vorsicht und Sorgfalt angewandt und nicht als jeweils einzige richtige Mittel verstanden werden. Die Anwendung weiterer, ergänzender Bewertungsmethoden, wie z.B. LBO, Asset Value oder Dividend Discount vervollständigen das Bild und führen somit zu einem holistischen Bewertungsansatz – eine Art Landkarte („Footballfield“ siehe Grafik) – die Käufern und Verkäufern als verlässliche und sichere Orientierung für Verhandlungen dient.
Grenzen der Bewertungspraxis
Trotz der Sicherheit, die Bewertungen schaffen, müssen sich Käufer und Verkäufer darüber bewusst sein, dass – je nach Perspektive – alle Bewertungsmethoden Vor- und Nachteile mit sich bringen und je nach Rahmenbedingungen an ihre Grenzen stoßen. Ebenso wenig wie es die ultimative Methode gibt, gibt es das ultimative Ergebnis. Der tatsächliche Wert ist letztlich der, der zwischen Käufer und Verkäufer vereinbart wird. Fundierte Bewertungen mit unterschiedlichen Perspektiven führen jedoch zu einer starken Argumentation in der Kaufpreisfindung und sind damit für jede Transaktion unverzichtbar.
Für weiterführende Gespräche stehen Ihnen gerne Stephan Kleebinder und Martin Keitel zur Verfügung.