Advicum KMU-Umfrage:
Wer zu spät kommt, den bestraft die Krise
- Digital gerüsteter Mittelstand vergrößert in der Krise seinen Vorsprung
- Optimismus, dass die Banken weiter finanzieren
- Drei von vier KMUs rechnen mit Vor-Corona-Niveau binnen zwei Jahren
Viele mittelständische Unternehmen in Österreich kommen bis dato relativ gut durch die Krise, allerdings vor allem jene, die auf eine stabile Eigenkapitalbasis zählen können und die digitale Transformation noch vor der Pandemie vorangetrieben hatten. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage hervor, die das Wiener Beratungsunternahmen Advicum Consulting durchführte. Trotz mehrheitlich negativer Auswirkungen der Covid 19-Krise auf Umsätze und Erträge ist der Liquiditätsspielraum der befragten KMU überwiegend stabil, nur knapp 16 Prozent rechnen kurzfristig mit Liquiditätsproblemen.
Verlust der Mitte
„Die Covid 19-Krise beschleunigt den Verlust der Mitte im Mittelstand“, analysiert Roman Pongracz, Associate Partner bei Advicum, die Umfrageergebnisse und betont: „Die agilen Unternehmen, die bereits vor der Krise in Digitalisierung investierten, ihre Prozesse schlank hielten und die Kundenbedürfnisse eng im Fokus hatten, sehen die Chance, ihre Position weiter auszubauen und ihren Vorsprung zu vergrößern. Jene Unternehmen, die auf alte Rezepte setzten, mit dem Bestehenden zufrieden waren und unterdurchschnittliche Renditen erwirtschafteten, drohen in der Krise hingegen den Anschluss zu verlieren.“ Insgesamt sei in allen Märkten mit einem sehr starken Konsolidierungsdruck zu rechnen. Knapp die Hälfte der befragten Mittelstands-Betriebe erwartet jedenfalls einen erhöhten Finanzierungsbedarf im laufenden Geschäftsjahr, überwiegend um in Digitalisierung, Anlagevermögen oder Markt- und Vertriebsaktivitäten zu investieren. Immerhin jedes fünfte Unternehmen benötigt frisches Geld aber primär, um entstandene Verluste zu decken.
Vertrauen in die Banken
Das Vertrauen in die Hausbank scheint bei den mittelständischen Unternehmen auch in Corona-Zeiten ungebrochen. Rund 80 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnen damit, dass die Banken ihre Finanzierungslinien im weiteren Verlauf der Krise noch erweitern oder zumindest beibehalten werden. Für mehr als 40 Prozent sind Förderungen ein wichtiges Element im Finanzierungsmix. Factoring und andere alternative Finanzierungsformen spielen bei den KMUs hingegen eine eher untergeordnete Rolle. „Ob das erstaunlich große Vertrauen in die Banken aber tatsächlich gerechtfertigt ist, wird sich erst zeigen, wenn die Bilanzen der heimischen Unternehmen für das Geschäftsjahr 2020 vorliegen“, meint Roman Pongracz.
Optimismus überwiegt
Insgesamt überwiegt bei den von Advicum befragten Unternehmen eine optimistische und zuversichtliche Grundhaltung. Bei knapp einem Viertel liegt der Umsatz bereits jetzt über dem Vorjahresniveau, weitere 52 Prozent rechnen damit, dass binnen zwei Jahren das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht werden wird. Ein knappes Viertel geht allerdings davon aus, dass dies, wenn überhaupt, erst auf lange Sicht wieder möglich sein wird.
Die Umfrage wurde im Februar 2021 durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 88 mittelständische österreichische Unternehmen mit insgesamt rund 37.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von insgesamt 4,4 Mrd. Euro.