Im Rahmen der intensiven Beschäftigung mit dem Thema Digitalisierung in mehreren Newsletter-Ausgaben wurde eine online-Umfrage zu diesem Thema durchgeführt. Die Antworten von 116 Personen bzw. Unternehmen, wobei 80 % der Befragten aus Österreich (AT) und 20 % aus Deutschland (DE) sind, konnten in der Auswertung berücksichtigt werden. Von den Befragten sind rund 62 % in der Geschäftsführung und rund 16 % auf Bereichs- und Abteilungsleitungsebene tätig. Zudem wurde eine Expertengruppe gebildet und deren Antworten isoliert und mit den Antworten der „Nicht-Experten“ verglichen. Die Unternehmen sind im Dienstleistungssektor, im Handel oder in der Industrie tätig und wurden in mehrere Umsatzgrößenklassen unterteilt.
Einige Ergebnisse dieser Umfrage sind nachfolgend exemplarisch kurz zusammengefasst.
- Die Aussagen/Einschätzungen aus AT und DE weisen nur minimale Abweichungen auf. Dies zeigt die enge Vernetzung der Wirtschaft und die flächendeckende Bearbeitung des deutschsprachigen Raumes durch die diversen Digitalisierungs-„Gurus“ und -anbieter.
- Digitalisierung beschäftigt die Führungskräfte: Nur 23 % der Befragten sagen aus, dass sie sich nicht oder nur im geringen Umfang mit der Digitalisierung beschäftigen. Hingegen beschäftigen sich > 40 % intensiv mit diesem Thema.
- Rd. 43 % der befragten Personen schätzen das Potential für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch Digitalisierung als „hoch“ ein, nur knapp 1 % sieht darin „kein“ Potential und rd. 17 % ein nur „geringes“ Potenzial.
- Der Zustand der bestehenden digitalen Infrastruktur in den Unternehmen wird im Durchschnitt als mittelmäßig bewertet, rd. 8 % der Befragten schätzen diesen Zustand sogar als schlecht ein.
- 22 % der Befragten geben an, dass in ihrem Unternehmen keine klar formulierte schriftliche Strategie hinsichtlich Veränderungen durch Digitalisierung existiert. In weiteren 66 % der Fälle sind solche Strategien nur unvollständig formuliert. Nur 10 % geben an, dass das Thema Digitalisierung weitestgehend in der Strategie bereits berücksichtigt wurde.
- Cyber/Daten-Sicherheit ist in allen Sektoren das Thema mit der höchsten Relevanz. Dies unabhängig davon ob sich die jeweilige Person intensiv oder nur sehr beschränkt mit dem Thema Digitalisierung auseinandergesetzt hat.
- Die größte Kluft hinsichtlich der Relevanzeinschätzung zwischen Experten und „Nicht“- Experten weißt der Themenkreis Internet-of-Things (IoT) auf. Experten geben IoT eine um rd. 50 % höhere Relevanz als Nicht-Experten. Generell ist die Tendenz zu beobachten, dass eine geringe Affinität zu einem Thema/einer Technologie fast zwangsläufig in einer deutlichen Über- oder Unterschätzung des Potenzials oder der Relevanz resultiert.
- Über alle Sektoren hinweg wird erwartet, dass die administrativen Bereiche in den Unternehmen am stärksten von der Digitalisierung betroffen sein werden, gefolgt von „Marketing/Vertrieb“. Der am wenigsten stark betroffene Bereich ist nach Einschätzung der Teilnehmer die Produktentwicklung.
- Die Relevanz der verschiedenen Technologien ist zum Teil sektorenspezifisch zu sehen. So wird das Thema 3-D-Druck und Augmented Reality in der Industrie deutlich relevanter eingestuft als im Handel oder Dienstleistungssektor, wobei dort wiederum Big Data und Advanced Analytics als deutlich relevanter als in der Industrie angesehen werden. Das Thema Mensch/Maschinen-Zusammenarbeit schneidet in allen Sektoren ähnlich hoch ab, was für die Industrie keine, für die anderen Sparten jedoch eine erhebliche Überraschung. darstellt. Der Begrüßungs- und Informationsroboter „Pepper“ der demnächst bei der Handelskette Merkur eingesetzt wird, scheint daher nur ein Vorbote von dem zu sein was noch kommen wird.
- Die befragten Personen rechnen mit einer starken Verschiebung der bestehenden Machtverhältnisse am Markt. Insbesondere wird eine weitere Intensivierung des Wettbewerbs unter bestehenden Anbietern erwartet. Rund die Hälfte der Teilnehmer rechnet auch damit, dass neue Wettbewerber mit auf der Digitalisierung basierenden (im Newspeak-Jargon „disruptiven“) Geschäftsmodellen in den Markt eintreten werden. Die Auswirkung der Digitalisierung wird dabei von den Teilnehmern der „höheren“ Hierarchiestufen sehr ähnlich beurteilt. Die Überzeugungsarbeit hinsichtlich der Änderungserfordernisse wird damit nicht so sehr auf den Managementebenen, sondern vielmehr auf den Nicht-Management-Ebenen zu leisten sein.
- Der am stärksten wahrgenommene Engpass bei der Digitalisierung besteht hinsichtlich der Rekrutierung und Ausbildung der erforderlichen Mitarbeiter. Die Kapitalverfügbarkeit ist bei Unternehmen > 100 Mio Umsatz der geringste Engpass, bei Unternehmen der Umsatzklasse 20-50 Mio jedoch am deutlichsten.
Insgesamt gesehen erscheint die Digitalisierung aktuell ziel- und ergebnisorientiert ein/um-gesetzt zu werden mit dem Fokus primär auf die Kostenseite und gesamt gesehen noch in den Startblöcken zu stehen. Ein Experte formuliert es treffend: „Es wurde bis jetzt schon genug darüber geredet. Jetzt braucht es den Shift vom Reden zum Umsetzen“.